Seit mehr als 90 Jahren gehört Petit-Saconnex zur Stadt Genf. Das Quartier wird stark durch einen fünf Hektar grossen Park geprägt, der als Naherholungsgebiet und Begegnungszone dient. Direkt neben dem Park befinden sich die Gebäude des «Maison de Retraite du Petit-Saconnex» mit Wohn- und Pflegemöglichkeiten für Ältere. Dieses Areal wurde in den vergangenen Jahren aufgewertet, indem ein bestehendes Gebäude ausgebaut wurde und drei Neubauten erstellt wurden. Ziel des Projekts «Côté Parc» war es, ein nachhaltiges Quartier für unterschiedliche Nutzungen und Nutzergruppen zu kreieren.
Für die komplette Energieversorgung des neuen Areals sind wir zuständig. Über ein Contracting-Modell planen, finanzieren, realisieren und betreiben wir die Energieinfrastruktur und die Energiedienstleistungen für «Côté Parc». Dazu gehören die Versorgung mit Wärme, Kälte und Strom, aber auch die Elektromobilität, die Photovoltaikanlagen und der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) inklusive individueller Stromabrechnung an die Mietenden.
Die ganzheitliche Betrachtung ermöglicht Synergien und optimierte Infrastrukturen. Das neue ewz-Whitepaper «Integrierte Energielösungen für Areale und Überbauungen» dient Eigentümerschaften als Wissensgrundlage bei der Planung.
Coté Parc wird von zwei arealeigenen Netzen mit thermischer Energie versorgt – das eine wird auf mittlerem und das andere auf tiefem Temperaturniveau betrieben. Der Entscheid für zwei separate Netze wurde getroffen, weil so Kühlenergie ohne den Einsatz einer Kältemaschine aus dem Erdsondenfeld entnommen und zu den Gebäuden übertragen werden kann. Um die vier Gebäude zu beheizen, versorgt eine Energiezentrale mit einer Gesamtleistung von etwa 600 kW das Netz mit dem mittleren Temperaturniveau (ca. 35 °C) über eine Wärmepumpe mit der benötigten thermischen Energie. Für die Deckung der Spitzenlast sorgt ein Gaskessel, doch mindestens 90% der totalen Wärmeversorgung sollen aus erneuerbaren Quellen stammen. Die Wärmepumpe in der Energiezentrale und das Netz mit dem mittleren Temperaturniveau stehen nur während der Heizperiode im Einsatz.
Ganzjährig betrieben wird hingegen das Netz mit der tieferen Temperatur, die zwischen 1 und 13 °C liegt. Es erschliesst die Unterstationen der einzelnen Gebäude. Dort bereiten Wärmepumpen täglich rund 35 m³ Brauchwarmwasser zu, wofür sie auch Abwärme aus den Lüftungsanlagen sowie die Aussenluft nutzen. Das Niedertemperaturnetz stellt im Sommer über einen Wärmetauscher zudem die Kälte für das Freecooling der Gebäude zur Verfügung. So kann an heissen Tagen kühles Wasser durch die Leitungen der Fussbodenheizung gepumpt und damit die Innenraumtemperatur reguliert werden. Diese passive Kühlmethode spart im Vergleich zu stromintensiven Klimageräten viel Energie.
Die Energie für die Wärme- und Kälteversorgung des Areals stammt aus insgesamt 41 Erdsonden mit einer Tiefe von jeweils 250 oder 300 Metern. Aufgrund der Nähe zu einer Grundwasserzone werden die Sonden mit Wasser statt mit Glykol betrieben.
Die Sonden lassen sich in ein inneres und ein äusseres Feld unterteilen. Die zwei Felder unterscheiden sich durch ihr Temperaturniveau: Das innere Feld ist kühler als das äussere und wird vor allem im Sommer für die Kälteversorgung genutzt. Das äussere Feld dagegen wird auf einer höheren Temperatur betrieben, indem es im Sommer die Abwärme aus dem Freecooling aufnimmt und so aktiv regeneriert wird. Beide Felder liefern im Winter die Wärmeenergie für die Beheizung der vier Gebäude.
Nicht nur die Wärme- und die Kälteversorgung vom «Côté Parc» sind weitgehend erneuerbar, sondern auch die Versorgung mit Elektrizität. Dafür sorgen 776 Photovoltaikpanels mit einer Fläche von total 1’300 Quadratmetern auf den Dächern. Mit einer installierten Leistung von rund 290 kWp werden sie jährlich etwa 275’000 kWh Strom produzieren, was ungefähr einem Viertel des Strombedarfs des Areals entspricht. Um die Anlage möglichst wirtschaftlich zu betreiben und den Nutzenden den Solarstrom kostengünstig anbieten zu können, hat die Eigentümerschaft gemeinsam mit uns einen «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» (ZEV) gegründet. Dieser umfasst alle Verbrauchenden auf dem Areal. Zwei von uns gebaute Trafos und das Arealnetz werden einerseits den Zugang zum öffentlichen Stromnetz bilden und andererseits als Zentrale für den selbst hergestellten Sonnenstrom dienen.
Wir rüsten alle Wohn-, Büro- und Gewerbeeinheiten mit einem Stromzähler aus. Auch die Abrechnung der bezogenen Elektrizität übernehmen wir. Dabei wird detailliert aufgeführt, wie viel Solarstrom verbraucht und wie viel Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen wurde. Den vor Ort produzierten Solarstrom bieten wir zu einem Preis an, der rund ein Drittel günstiger ist als der normale Netztarif. In diesen Preisen sind auch die Kosten für die arealeigene Strominfrastruktur (Photovoltaik, Trafo, Leitungen) enthalten. Die Nutzenden profitieren also finanziell stark von der selbst generierten Solarenergie und der Komplettlösung von ewz.
Ein wichtiger Bestandteil der umfassenden Energielösung ist auch die Elektromobilität. In einem ersten Schritt sollen 20 Parkplätze mit einer dynamischen Ladestation ausgerüstet werden, damit die Besitzer*innen von Elektroautos ihr Fahrzeug zu Hause aufladen können. Bei Bedarf lässt sich die Anzahl der Ladestationen erhöhen, ohne dass dies einen Einfluss auf die Stromversorgung des Areals hat. Die Ladeinfrastruktur verfügt über ein Lastmanagementsystem, das die Verbräuche der Ladestationen mit denen der Gebäude koordiniert. So stellen wir sicher, dass es keine Überlastungen oder gar Stromausfälle gibt. Abgerechnet wird das Aufladen der Elektroautos via Kreditkarte über die ewz-App. So können die Nutzenden jederzeit sehen, wie viel Strom sie schon für das Aufladen verbraucht haben und wie viel dieser kostet. Diese komfortable Ladelösung trägt damit zur weiteren Verbreitung der Elektromobilität bei und macht das Projekt «Côté Parc» auch in puncto Mobilität nachhaltiger.
Die Zusammenarbeit mit ewz bietet der Eigentümerschaft von «Côté Parc» verschiedene Vorteile. Durch die Planung, Finanzierung, Realisierung und den Betrieb der Energieinfrastruktur aus einer Hand ist sichergestellt, dass die Nutzenden langfristig von demselben verlässlichen Anbieter mit einer effizienten und praxisorientierten Energielösung versorgt werden. Schliesslich verfügen wir als langjähriger Anbieter über viel Know-how und Erfahrung. Einfach, nachhaltig und wirtschaftlich – unsere umfassenden Energielösungen überzeugen Kund*innen in der ganzen Schweiz.