Ein erster Schritt zur Vorbereitung des Seewasserverbunds CoolCity erfolgte im Oktober 2023: Am Basteiplatz in der Zürcher Innenstadt wurde mit dem Bau des 20 m tiefen Zugangs begonnen.
Ab Sommer 2024 gräbt eine Tunnelbohrmaschine vom Basteiplatz aus in etwa 10 m Tiefe einen kleinen Microtunnel unter der Talstrasse hindurch in Richtung See. Der 300 m lange Tunnel endet im Zugang Bahnhofstrasse/Börsenstrasse. Läuft alles nach Plan, sollten bis Ende 2024 der kleine Microtunnel erstellt und die Rohre darin eingezogen sein.
In einer ersten Phase dient der kleine Microtunnel als Erweiterung des Seewasserverbunds Fraumünster, der ab 2025 auch die Gebäude am Paradeplatz einschliessen wird. In einer zweiten Phase werden der kleine Microtunnel und der Zugang Basteiplatz das Bindeglied zwischen den Seewasserverbunden Fraumünster und CoolCity sein.
Dem Zugang am Basteiplatz kommt eine Schlüsselrolle zu, weil er dereinst den kleinen mit dem grossen Microtunnel verbindet. Der Bau des grossen Microtunnels mit 3 m Durchmesser, der von der Seewasserzentrale beim Bürkliplatz zur Energiezentrale Selnau führt, startet voraussichtlich 2027.
Sind die Start- und die Zielbaugrube einmal erstellt, spielen sich die meisten Bauarbeiten in der Tiefe ab und sind für Passant*innen kaum wahrnehmbar. Auch gibt es in 10 bis 20 m Tiefe, in der die Microtunnels liegen, deutlich mehr Platz für die neue Infrastruktur – so lassen sich Konflikte mit anderen Leitungen, beispielsweise für Telekommunikation, Abwasser oder Elektrizität, weitgehend vermeiden.
Insbesondere im innerstädtischen Bereich mit der dichten Bebauung und den stark frequentierten Strassen führt das Microtunneling-Verfahren zu deutlich geringeren Bauemissionen als der konventionelle Grabenbau an der Oberfläche.
Der Name CoolCity macht deutlich, dass die zahlreichen Büro- und Geschäftshäuser innerhalb des Perimeters einen hohen Kältebedarf aufweisen, der angesichts des Klimawandels künftig wohl noch steigen dürfte. Mit dem Wasser des Zürichsees gelingt es, die angeschlossenen Gebäude fossilfrei und wirtschaftlich zu kühlen und zu beheizen.
Die Inbetriebnahme von CoolCity ist in Etappen zwischen 2031 und Ende 2039 vorgesehen. ewz plant, das Hauptgebiet bis 2035 fertigzustellen, die Fernwärmeversorgung der Altstadt soll 2039 komplett ausgebaut sein.
Gleichzeitig zu den Vorbereitungen für CoolCity erfolgt auch die Planung des Seewasserverbunds Enge am westlichen Seeufer. Dieser wird zwischen 2026 und 2033 schrittweise umgesetzt und soll im Endausbau neben CoolCity einer der grössten Verbunde am Stadtzürcher Seeufer darstellen.
Bevor die thermische Energie in Form von Wärme oder Kälte in die Gebäude gelangt, durchläuft sie verschiedene Stationen. Die erste Station ist die Seewasserfassung beim Zürihorn, wo das Wasser in einer Tiefe von rund 25 m gefasst und über eine Leitung in die Seewasserzentrale beim Bürkliplatz transportiert wird. Dort überträgt ein Wärmetauscher die thermische Energie auf ein sogenanntes Anergienetz, das einen geschlossenen Kreislauf bildet. Verunreinigungen, etwa durch Muscheln, gelangen so nicht ins System, was den Unterhalt erleichtert. Die Rückgabe des chemisch unveränderten Seewassers erfolgt in die Limmat und ist ökologisch unbedenklich.
Das Anergienetz wiederum dient als Energiequelle für die Energiezentrale Selnau. Dort werden künftig Wärmepumpen und Kältemaschinen das erforderliche Temperaturniveau für das Fernwärmenetz (67 °C) bzw. Fernkältenetz (12 °C) erzeugen und den grössten Teil des Perimeters CoolCity beliefern. Etwas anders verläuft der Prozess im Versorgungsgebiet City Anergie rund um den Paradeplatz und bis zum See: In diesem Abschnitt versorgt ewz die Liegenschaften direkt ab dem Anergienetz (Betriebstemperaturen –1 °C bis 17 °C) mit Energie. Die Wärmepumpen bzw. Kältemaschinen werden in den einzelnen Gebäuden installiert.