Für «Les Jardins du Couchant» in Nyon haben wir eine innovative Verbundlösung zum Heizen und Kühlen entwickelt. Sie nutzt vorwiegend Erdwärme und Solarenergie als Energiequellen. Die überschüssige Wärme fliesst zurück in den Boden und regeneriert das Erdreich.
900 neue Bewohner*innen in 395 Wohnungen – mit «Les Jardins du Couchant» entstand im waadtländischen Nyon ein neues Stadtviertel. Zum neuen Quartier gehören sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen. Ausserdem bietet die Überbauung subventionierten Wohnraum sowie Seniorenwohnungen. Teil des Ensembles sind zudem Büro- und Gewerbeflächen, ein Fitnesscenter, eine Apotheke und eine Kinderkrippe.
Wegweisend ist auch das Energiekonzept, das konsequent auf regenerative Energien setzt. Wir übernehmen dabei nicht nur die Energielieferung, sondern auch den Betrieb der kombinierten Wärmepumpen bzw. Kältemaschinen, der thermischen Solaranlagen sowie des Gaskessels für die Spitzendeckung. Der Kanton Waadt hat die Mustervorschriften der Kantone für den Energiebereich (MuKEn 2014) bereits umgesetzt. Die von uns in Zusammenarbeit mit Conti & Associés Ingénieurs entwickelte Lösung unterstützt diese Anforderung. Die Wärmeversorgung besteht aus einem Nahwärmeverbund, der Erdwärme und die Sonne als Energiequellen nutzt. Dieser Verbund versorgt zwölf Gebäude in vier von insgesamt fünf Sektoren.
Zwei Erdsondenfelder entziehen dem Erdreich über total 58 Erdsonden in 250 Meter Tiefe Wärme und geben diese an die Wärmepumpe ab. In den Wintermonaten wird diese Wärme für Heizung und Wassererwärmung genutzt. Während die Heizwärme zentral erzeugt wird, erfolgt die Brauchwassererwärmung dezentral in acht Unterstationen, die jeweils mit einer eigenen Wärmepumpe und einer thermischen Solaranlage ausgestattet sind. Diese Lösung ist effizienter und wirtschaftlicher im Vergleich zu einer rein dezentralen Lösung, bei der jedes Gebäude mit einer eigenen Heizung ausgerüstet wird. Mit diesem nachhaltigen und ökologischen Energiekonzept lässt sich die Wärmeversorgung in «Les Jardins du Couchant» zu gut 80 Prozent aus erneuerbaren und CO₂-freien Energiequellen decken. Im Vergleich zu einer rein fossilen Versorgung können über 400 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden.
In den Sommermonaten können die Erdsonden auch zur Kühlung eingesetzt werden. Mittels Freecooling lassen sich einige der Gewerbeflächen sowie Wohnungen kühlen. Dabei wird überschüssige Wärme aus den Räumen zurück ins Erdreich geführt. Mit dieser sanften und passiven Art der Gebäudekühlung erreicht man eine Absenkung der Innenraumtemperatur um 2 bis 3 °C. Lediglich Regelung und Umwälzpumpe sind dabei in Betrieb, die Wärmepumpe bleibt ausgeschaltet. In Hitzeperioden mit langanhaltenden hohen Temperaturen reicht das nicht aus. Deshalb sind die Wärmepumpen in den Sektoren mit Gewerbe technisch so vorbereitet, dass auch die Möglichkeit für eine aktive Kühlung besteht. Dabei bleibt der Verdichter in Betrieb, wodurch eine höhere Kälteleistung erzielt werden kann.
Die Kühlung bringt aber nicht nur den Vorteil der Temperatursenkung im Innenraum, sondern regeneriert gleichzeitig auch den Untergrund. Die den Räumen entzogene Wärme wird nämlich zurück zur Wärmequelle geführt. Diese sommerliche Einspeisung überschüssiger Wärme in den Untergrund ist eine gute Lösung, um einer längerfristigen Auskühlung des Erdreichs entgegenzuwirken.
Mit der Inbetriebnahme der Wärmeversorgung haben wir ebenfalls ein Monitoring initialisiert. Sämtliche Zahlen für Wärme- und Kälteenergie, für Temperaturen im Versorgungsnetz sowie für den Strombedarf von Wärmepumpen und Hilfsaggregaten werden laufend erfasst. Aufgrund dieser Datenbasis kann der effektive Verbrauch mit den Planungswerten verglichen werden. Eine derart komplexe Gebäudetechnik benötigt während der ersten Betriebsmonate eine Justierung, da nicht alle Situationen vorhersehbar sind. Aufgrund der erfassten Werte konnten unsere Spezialist*innen-Teams bei der Warmwassererzeugung bereits erste Betriebsoptimierungen vornehmen und so weiterhin eine optimale Energieeffizienz sicherstellen.