Die Swiss Life Arena in Zürich Altstetten ist ab Herbst 2022 nicht nur Pilgerstätte für Hockeyfans, sondern auch ein Vorzeigeobjekt in Sachen Energieeffizienz. Ein durchdachtes Gebäudetechniksystem nutzt Synergien zwischen Kälte- und Wärmeproduktion.
13 Jahre nach dem Entscheid, ein eigenes Stadion zu bauen, werden die ZSC Lions das erste Spiel «im neuen Zuhause» austragen. In der Arena sollen nicht nur Eishockeyspiele ausgetragen werden. Mit ihrer hochmodernen Infrastruktur als multifunktionale Sport- und Eventarena wird sie künftig auch kulturelle Veranstaltungen und Events aller Art beherbergen.
Auch von aussen hat das neue, 170 Meter lange Stadion in Zürich Altstetten einiges zu bieten. Blickfang ist die einzigartige Sichtbetonfassade, die wie ein drapierter Vorhang aussieht und vom Baumeister an Ort und Stelle fabriziert wird. Das ist nicht nur eine handwerkliche Meisterleistung, sondern auch aus ökologischer Sicht vorteilhaft, weil lange Transportwege entfallen und die Wertschöpfung im Inland bleibt.
Doch nicht nur bei der Fassade wird Nachhaltigkeit grossgeschrieben. Ausgehend von den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft wurde auch das Energiekonzept für die Swiss Life Arena mit ihren 31’500 Quadratmetern Nutzfläche entwickelt. Die integrierte Energielösung vereint Ökologie und Wirtschaftlichkeit, indem sie geschickt Synergien zwischen Kälteproduktion und der daraus entstehenden Abwärme nutzt.
Das Herz der Arena sind die beiden zentral angeordneten Eisfelder. Das Trainings- und das Hauptspielfeld bilden auch den Kern des Energiekonzepts. Schaltstelle für die Kälte- und Wärmeproduktion ist die Energiezentrale, die wir im April 2021 im Rohbau für den weiteren Ausbau übernommen haben. Hier wird die Kälte für das Eis und die Klimakälte für die Entfeuchtung der Raumluft im Stadion produziert. Als Kältemittel für das Hauptfeld kommt umweltfreundliches Ammoniak zum Einsatz, was eine sehr hohe Qualität der Eisoberfläche ermöglicht. Durch die Register des Trainingsfelds fliesst ein Wasser-Glykol-Gemisch.
Kälte wird auch für die Entfeuchtung der Räume und die Raumklimatisierung benötigt. In Eishallen ist Feuchtigkeit immer ein Problem, da sich bei einem Spiel das Stadion innert kurzer Zeit mit vielen Zuschauerinnen und Zuschauern füllt, die viel Wärme abgeben. Mit Kälte wird die feuchte Luft bis zum Taupunkt gekühlt, die Feuchtigkeit gesammelt und abgeführt und anschliessend die trockene Luft wieder erwärmt. Dieser Prozess erfolgt bedarfsorientiert und wird über Sensoren gesteuert. Die Nebenräume wie Restaurant, Konferenz- oder Physioräume werden mit einer thermischen Bauteilaktivierung klimatisiert. Ein in die Wände und Decken eingelassenes Rohrleitungssystem aktiviert die Gebäudemasse und kann so diese Räume auf sanfte und zugfreie Art und Weise temperieren.
In der Energiezentrale erzeugen wir umweltfreundliche Kälte für das Stadion und für umliegende Bürogebäude. Dieser «Kälte-Hub» für Dritte ist angesichts des wachsenden Kältebedarfs als Folge der seit Jahren steigenden Sommertemperaturen eine äusserst sinnvolle Lösung
Wo Kälte produziert wird, entsteht auch Wärme – ein willkommener Nebeneffekt. In der Arena verwenden wir die Abwärme aus der Eisproduktion für die Heizung. Eine Wärmepumpe bereitet das Warmwasser auf. Ein Niedertemperaturnetz bringt Wärme in die Bodenheizung. Über das Hochtemperaturnetz stellen wir das Brauchwarmwasser und das Wasser zur Eisaufbereitung bereit.
Der Anschluss der Arena an das Anergienetz des Kälteverbunds Altstetten ermöglicht ein verlustfreies Energiemanagement. Entsteht überschüssige Wärme aus der Kälteproduktion, wird diese ins Anergienetz eingespeist, was die Temperatur leicht erhöht. Mit dieser durchdachten Lösung lässt sich verhindern, dass die Abwärme einfach ungenutzt übers Dach abgeführt wird. Mittels Anergienetz gelangt Wärme in die lokalen Wärmezentralen innerhalb des Energieverbunds Altstetten, wo sie mithilfe von Wärmepumpen auf das erforderliche Temperaturniveau angehoben wird. Im Endausbau im Jahr 2035 sollen rund 30’000 Haushalte in den Quartieren Altstetten und Höngg auf diese Art und Weise mit Wärme versorgt werden.
Durch die Verknüpfung von Anergie- und Fernkältenetz entstehen zahlreiche Synergien in der Versorgung des Stadions und der umliegenden Gebiete mit ökologischer Wärme und Kälte.
Der Strom, der in der Swiss Life Arena verbraucht wird, ist zu 100 Prozent CO₂-frei. Dieser stammt aus erneuerbaren Quellen wie Wind oder Wasser. Zudem ist auf dem Dach eine Photovoltaikanlage mit 400 KWp installiert. Der hier produzierte Strom wird direkt in der Arena verbraucht. Jede Viertelstunde wird die Stromproduktion über Zähler erfasst und zwischen den beiden Bezügern ZSC Stadion (Betrieb Stadion) und ewz (Betrieb Energiezentrale) im Verhältnis des aktuellen Bedarfs aufgeteilt.
Die Versorgung der ZSC Arena und der ewz- Energiezentrale erfolgt in Mittelspannung ab dem Verteilnetz von ewz. Unsere Abteilung Netzdienstleistungen hat mit der ZSC Immobilien AG einen Contractingvertrag abgeschlossen, der den Bau, den Betrieb und die Finanzierung der Hochspannungsbezügeranlage für die Arena abdeckt. Die Trafostation ist über einen Mittelspannungsring des ewz-Unterwerks eingeschlauft, versorgt die hinterschaltete Mittelspannungsanlage der Energiezentrale und beinhaltet die Energiemessung, die Transformation auf die kundenseitigen Niederspannungsanlagen sowie die Anbindung an die ewz-Leitstelle. Eine Zustandsänderung oder eine Störung wird so 24/7 erfasst. Im Notfall greift der ewz-Bereitschaftsdienst ein.
Doch nicht allein die komplexe Gebäudetechnik in der Swiss Life Arena ermöglicht eine hohe Energieeffizienz. Die Architekten haben bereits den Baukörper so konzipiert, dass er sowohl im Bau wie im Betrieb möglichst wenig Ressourcen verbraucht. Zusammen mit dem ausgeklügelten Gebäudetechniksystem erreicht die Swiss Life Arena den Minergie-Standard für Eisstadien. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet auch ein integrales Gebäudeautomationssystem, das eine bedarfsorientierte Steuerung der Anlagen sicherstellt und für einen effizienten Betrieb sorgt.
Für uns besteht eine der grossen Herausforderungen in der Koordination und optimalen Abstimmung der verschiedenen Gebäudetechnikkomponenten sowie in der Einbindung der Arena in den Energieverbund Altstetten. Während einer Laufzeit von 30 Jahren sorgen wir für einen optimalen Betrieb der haustechnischen Anlagen. Ein Fernüberwachungssystem erlaubt auch von aussen einen Eingriff ins System.