Mit dem Label «Energiestadt» hat sich Ilanz für eine nachhaltige Energiepolitik und die Förderung erneuerbarer Energien ausgesprochen. Um die Bevölkerung nachhaltig mit Strom und Wärme zu versorgen, haben wir zusammen mit der Gemeinde im Jahr 2014 das Holzheizkraftwerk und den Fernwärmeverbund Ilanz in Betrieb genommen. Die Anlage beliefert die Bevölkerung mit Ökostrom und mindestens 80 Prozent CO₂-neutraler Wärme.
Die Planung und der Bau des Holzheizkraftwerks und des Fernwärmenetzes dauerten insgesamt dreieinhalb Jahre. Die Bauarbeiten begannen im März 2014 – die erste Wärmelieferung erfolgte bereits im Oktober 2014. Durch den Anschluss von einigen grossen Wärmekund*innen und von öffentlichen Gebäuden kann der Wärmeverbund effizient betrieben werden.
Das Holzheizkraftwerk Ilanz ist so konzipiert, dass mindestens 30 Prozent des Holzbrennstoffes naturbelassene Waldholzschnitzel und die restlichen 70 Prozent Altholz sind. Das Altholz kommt aus der Region Ilanz, die Waldholzschnitzel aus den Wäldern um Ilanz. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 27’640 m³ Holz verwertet. Die Anlieferung zur Zentrale erfolgte mit Lastwagenfuhren zu je 40 m³. Das bereits gehäckselte Holz fällt vom Lastwagen direkt in eine der drei Abladestationen und wird dann automatisch in einem Silo eingelagert. Es benötigt kein Trocknungsverfahren.
Das Holzheizkraftwerk besteht aus einer Annahmestation und einem Silo, einem Holzkessel mit einer Gesamtleistung von 2’200 kW, einem Ölkessel mit einer installierten Leistung von 5’000 kW (als Redundanz für Spitzenlasten), einer ORC-Anlage (Organic Rankine Cycle) mit 350 kW sowie einem komplexen Filtersystem für die Rauchgasreinigung.
Alle drei bis sechs Minuten befördert ein Schubboden Holzschnitzel und Altholz vom Silo in den Verbrennungsofen. Der Ofen ist mit etwa sieben Tonnen Ziegeln gebaut, was hohe Temperaturen von bis zu 700 °C ermöglicht und ihn zu einem idealen Speicherort macht. Der bei der Verbrennung entstehende Rauch erreicht Temperaturen bis zu 700 °C.
Der heisse Rauch wird vom Verbrennungsofen zum Thermoölkessel, welcher als Wärmetauscher dient, weitergeleitet. Von dort fliesst das erhitzte Thermoöl mit 310 °C weiter zur ORC-Anlage. Diese ist mit einer Turbine und einem Tank mit Benzindieselmischung ausgestattet. Das fliessende Thermoöl erhitzt die Benzinmischung und verdampft. Der Dampf treibt die Turbine an, wodurch Strom erzeugt wird. Anschliessend wird der Dampf im Kondensator wieder verflüssigt und via eine Pumpe als flüssiges Arbeitsmedium wieder zurück in den Verdampfer befördert. Der Abkühlungsvorgang im Tank erhitzt das Fernwärmeleitungswasser, welches über das Verteilnetz in die angeschlossenen Gebäude fliesst.
Die entstandenen Rauchgase werden durch ein einzigartiges und komplexes Filtersystem gereinigt. Damit werden die Vorgaben der Luftreinhalteverordnung des Bundes vollumfänglich eingehalten.
Die Anlage ist voll automatisiert und wird durch mehrere Sensoren überwacht. Für die Überwachung und Kontrolle der Anlage sowie die Behebung von Störungsmeldungen ist täglich einer unserer Fachleute vor Ort.
Die Wärme, die durch die Holzverbrennung entsteht, nutzen wir für das Heizen das Fernwärmewassers. Damit versorgt das Holzheizkraftwerk über 80 lokale Institutionen, Unternehmen und Private mit Wärme. Grosse Kundinnen und Kunden sind zum Beispiel das Regionalspital Surselva, das Alters- und Pflegeheim, das Pfrundhaus sowie städtische Gebäude wie das Rathaus und das Schulhaus.
Dank der Nutzung von Holz als Energieträger wird die Wärme zu mindestens 80 Prozent CO₂-neutral und nachhaltig produziert. Dadurch können 620’000 Liter Heizöl eingespart werden. Ausserdem produziert das Holzheizkraftwerk rund 1’800 MWh Ökostrom pro Jahr. Das entspricht dem Strombedarf von rund 360 Haushalten. Die Spitzenlast im Winter sowie der Wärmebedarf während der Revisionszeit werden durch Heizöl bereitgestellt. Für den Ausbau des Fernwärmenetzes ist Potenzial vorhanden.
Die Anlage in Ilanz ist ein gelungenes Beispiel für die Kombination von nachhaltiger Energieerzeugung und lokaler Wertschöpfung in Form neuer Arbeitsplätze. Mit der Nutzung von Altholz und Waldschnitzeln aus der Surselva zur Wärme- und Stromproduktion werden Importe von fossiler Energie reduziert und der Ausstoss von CO₂ verringert. Gleichzeitig unterstützen wir so die Produktion von erneuerbarem Strom. Der Einsatz von regionalem Altholz reduziert Transportdistanzen und Verkehrsaufkommen. Ein weiterer positiver Effekt: Die Verwendung von Holz als Hauptbrennstoff minimiert das mittel- und längerfristige Preisrisiko beim Einkauf von klassischen fossilen Brennstoffen.
Für die einzelnen Kund*innen ist der Anschluss an einen Wärmeverbund eine sichere und effiziente Art, ihr Gebäude zu beheizen. Sie benötigen keinen Heizraum mehr und müssen sich auch nicht um die Kaminreinigung, die Abgasmessung oder Heizölbestellungen kümmern. Sie erhalten die benötigte Menge Wärme zu einem festgelegten Energiepreis, der sich aus einer monatlichen Grundgebühr und einer Gebühr auf Basis der effektiv bezogenen Wärme zusammensetzt. Damit werden die Kosten für Wärme vorhersehbar und Überraschungen, wie sie beim Einsatz von Öl oder Gas eintreten könnten, lassen sich vermeiden.